- wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind, dann sind wir jenseits von Eden -
Die Eisbrecher – Selbsthilfegruppe für Männer nach sexuellem Missbrauch
„Das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Mit diesen Worten brach nun endlich auch der Papst das Eis des Schweigens, nachdem sich insbesondere auch in den örtlichen Medien in letzter Zeit die Nachrichten überschlugen.
Wir, die Eisbrecher, sehen uns in unserer Arbeit bestätigt und begrüssen den zunehmenden Tabubruch in der Öffentlichkeit und stellen dabei fest, dass es sich bei den jüngsten Opfern zunehmend um Jungen handelt.
Es bleibt uns der Öffentlichkeit weiter klarzumachen, dass diese Jungen zwangsläufig im Laufe ihres Lebens zu Männern heranwachsen.
Denn diese einfache biologische Tatsache wird nach wie vor allzu gerne ignoriert oder besser noch mit der aberwitzigen Meinung abgetan, dass Missbrauch und Gewalt bei zu harten und starken Männern gewordenen Jungen nahezu zwangsläufig dazu führen muss, dass sie selbst zu Tätern werden.
Selbst wenn dies tatsächlich so wäre, wird uns Männern nur allzu oft noch nicht einmal die berühmte Ausnahme dieser Regel zugebilligt.
Es liegt uns fern Täter zu Opfern zu machen. Aber der Aberglaube die Opfer- Täter- Rollenverteilung ergäbe sich aus der Geschlechterrolle heraus ist schlichtweg falsch und für uns unerträglich, zumal das eine das andere niemals ausschließt.
„Nichts ist unmöglich“ wie es in einem weitverbreiteten Werbeslogan so schön heißt.
Und wir haben im Rahmen unserer Arbeit in der Gruppe schmerzhaft feststellen müssen, dass dieser Satz auf keinen Bereich in unserem Leben mehr zutrifft als auf unsere Geschichte.
Die Geschichte des sexuellen Missbrauchs ist so alt wie die der Menschheit.
Und die ersten Fragen zu diesem Thema sind immer dieselben: wer tut so etwas? und warum?
Diese Fragen erscheinen wie ein Reflex bei diesem Thema.
Reflex deshalb, weil die Antworten darauf niemand wirklich hören will.
Und der geneigte Leser dieser Zeilen vermag es hier auch schon gewaltig mit der Angst zu tun bekommen.
Aus dem einfachen Grund weil er die Antworten bereits kennt.
Ja, er kennt sie, wenn er es vermag ehrlich zu sich selbst zu sein.
Dann weiß er, dass es eben nicht der große böse schwarze unbekannte Mann ist, der um den Spielplatz schleicht und dann per Aktenzeichen XY übers Fernsehen gesucht wird. Nein-
es ist der Mensch den wir lieben.
Der Mensch dem wir vertrauen.
Missbrauch ist immer zu allererst Missbrauch von Vertrauen.
Du, lieber Leser, weißt wovon ich spreche, weil Du es erlebt hast.
Und Du erlebst es jetzt gerade wieder.
Vergessen. Vergangen. Vorbei.
Vorbei? ist es nie.
Die Gnade des Vergessens ist niemals von Dauer.
Verdrängung ist ein gutes Werkzeug, das sich im Lauf der Zeit aber leider genauso abnutzt wie unser Auto.
Ein Auto können wir neu kaufen. Ein Leben nicht.
Uns bleibt die Möglichkeit und die Wahl ein Leben in der Eiszeit zu verbringen. Ein Leben ohne Vertrauen, ohne Schmerz, ohne Gefühl und ohne Liebe.
Ein Leben voll Vergessen und Schweigen.
Ich selbst habe diese Möglichkeit lange wahrgenommen. Und ich habe es nicht einmal gemerkt.
„Zeit heilt alle Wunden“ wie es so schön heißt.
In der Eiszeit ist das richtig. Daran können wir uns festhalten indem wir uns einfrieren.
„Schockgefrostet“ wie es auf Tiefkühlprodukten genannt wird.
Nehmen wir gefrorene Nahrung zu uns, verderben wir uns den Magen. Um sie genießen zu können müssen wir sie auftauen.
So wunderbar einfach und faszinierend dies mit unseren Lebensmitteln funktioniert, so funktioniert es mit unserem Leben an sich.
Gefrorenes ist starr, fest, kalt. In der Kälte gibt es kein Leben. Nur Überleben.
Unseren Lebensmitteln gönnen wir es- wir tauen sie auf. Wir erwecken sie zu neuem Leben.
Warum gönnen wir genau dies uns selbst so selten?
Alles was wir zu tun haben ist: ab in die Wärme. Kühlschrank auf, Kühlschrank zu- so einfach ist das.
Es gibt nur einen klitzekleinen Unterschied zu uns:
wir fragen unsere Nahrung nicht, ob sie Angst hat.
Nahrung kann sich nicht in der Tiefkühltruhe festhalten. Wir können es.
Wir können aber auch loslassen, uns dem Lauf der Zeit ergeben und uns an die Jahreszeiten erinnern.
Wir, die Eisbrecher haben dies getan.
Im Oktober 2001 haben wir uns zusammengefunden.
Wir haben nun den Herbst und den Winter gemeinsam verbracht. Und wir werden nun unseren ersten Frühling erleben.
Und wir möchten ALLE und ganz besonders DICH einladen an unserem Frühlingserwachen teilzuhaben!
Du allein sollst entscheiden, welche Jahreszeit Du wann erleben magst- denn wahrlich: nichts ist unmöglich!
Männer haben zu uns gefunden und aus „Masken mit Muskeln“ wurden „Gesichter mit Geschichten“.
Aus Mit-Leid wird Mit-Gefühl. Aus Wasser werden Tränen. Aus Angst wird wieder Vertrauen und aus Vertrauen wächst die schönste Blume der Schöpfung- die Liebe.
Mit den Blättern „Respekt“ und den Blüten „Achtung“.
„Sexueller“ Missbrauch wird als Missbrauch der Sexualität enttarnt, die als brutale Waffe zur perversen Anmaßung von Macht und Herrschaft über einen anderen Menschen missbraucht wird, die dazu dienen soll die eigene Schwäche und Feigheit dem Opfer einzuverleiben und dieses seiner Liebe zu berauben.
Gelingt es uns dies zu erkennen und zu trennen, können wir die Sexualität wieder als das annehmen, was sie ursprünglich einmal war:
Nichts anderes als die körperliche Erfüllung der Liebe.
In ihrer Reinheit die heute nahezu vergessene Zärtlichkeit.
Welch unglaubliches Wort aus dem Munde eines Mannes.
Ich habe keine Ahnung, was Männer irgendwann einmal dazu veranlasst hat, ihre Zärtlichkeit gegen Härte einzutauschen. Ich weiß heute nur, dass dies das dümmste Geschäft der Handelsgeschichte war.
Man(n) braucht kein Jurist zu sein, um einzusehen, dass hier wer ganz schön gelinkt wurde.
Wir wollen immer alles und zwar gleich. Wo bitte steht geschrieben, dass wir nicht beides haben können?
Wir, die Eisbrecher haben beschlossen zärtlich zu sein, überall, wo uns die Liebe begegnet. Und wir werden denjenigen unsere Härte zeigen, die versuchen die Liebe zu verletzen.
Uns bleibt mit einer gewissen Erschütterung zu beobachten, dass es in unserer heutigen „Männergesellschaft“ zunehmend Frauen gibt, die im Rahmen ihrer Gleichberechtigung diesem „Bild von einem Mann“ so weit gefolgt sind, dass sie schlicht und einfach den gleichen Mist bauen.
Um sich dann selbst den letzten Rest ihrer Weiblichkeit in Form von „erotischen“ Aufnahmen in sogenannten „Männermagazinen“ beweisen zu müssen.
Eben alles, was Männern Spaß macht. Wir sagen „Danke“!
Bei Fragen und/oder Interesse an uns oder dem Thema: Melde Dich beim Selbsthilfehaus /-Büro oder bei uns persönlich
Internet: www.eisbrecherzone.de.vu
Wir bieten auch eine persönliche Beratung (nach Absprache).
Sehr wichtig ist es uns niemanden auszuschließen. Missbrauch betrifft uns Alle!
Auch als Frau bieten wir Dir hilfreiche und nützliche Adressen, vermitteln Kontakte und geben Hilfe zur Selbsthilfe auch beim Aufbau einer Frauenselbsthilfegruppe.
Offene Abende sind erwünscht!
Auch Angehörige, Freunde und PartnerInnen sind herzlich eingeladen unsere Angebote wahrzunehmen.